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Entspannungsarbeit in Haus 2

Wo und wie erlebe ich Anspannung und Stress? Welche Stressfaktoren begegnen mir in meinem Alltag? Und wie kann ich diese reduzieren? Mit diesen Fragen setzen sich Patientinnen und Patienten unserer Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie im Rahmen der Entspannungsgruppe auseinander, die Christian Baumeister wöchentlich in Haus 2 anbietet.

„In der Entspannungsgruppe geht es um die theoretische und praktische Vermittlung sowie das aktive Erproben von Entspannungsformen mithilfe spielerischer Übungselemente“, erklärt der Mitarbeiter des Pflege- und Erziehungsdienstes (PED).

Auf die Idee, Entspannungsarbeit anzubieten, kam Christian Baumeister durch seine Asthmaerkrankung: „Durch Corona wurde ich noch einmal mehr mit meinem Asthma konfrontiert. Ich setzte mich mit verschiedenen Atemtechniken auseinander und bemerkte schnell eine positive Wirkung. Da dachte ich: Was mir guttut, kann auch anderen guttun. Ich beschloss, eine Weiterbildung zum Entspannungspädagogen zu machen.“

Neben der Entspannungsgruppe bietet der Mitarbeiter des PED die Entspannungsarbeit auch, in enger Absprache mit dem Ärztlich Therapeutischen Dienst, im Eins-zu-eins-Kontakt an, unter anderem mit dem Ziel der Emotionsregulierung oder Spannungsregulierung.

Mehr Handlungsfähigkeit für den Umgang mit Stressoren

Die Kinder lernen unterschiedliche Module kennen, wie das Autogene Training, die Progressive Muskelentspannung, Achtsamkeit, Mental- und Atemtechniken oder die Klangentspannung. Das Ziel dabei: Stressfaktoren erkennen und Bewältigungsstrategien trainieren, um Bausteine der Balance für einen gesunden Alltag zu finden und mehr Handlungsfähigkeit für den Umgang mit Stressoren zu erhalten. „Wir beobachten häufig, dass Kinder und Jugendliche unter großem Stress stehen. Da spielen die Sozialen Medien, die Suche nach Anerkennung, das Streben nach Selbstoptimierung, fehlende Bewegung oder Leistungsdruck eine große Rolle. Das führt oftmals zu Frustration. In der Entspannungsgruppe geht es darum, den Fokus wieder mehr auf sich selbst und das innere Erleben zu lenken, sich bewusst zu machen: Was tut mir gut?“, erklärt Christian Baumeister.

„Mein Wohlfühlort“ ist eine Übung, die der Entspannungspädagoge gerne mit den Kindern und Jugendlichen durchführt: „Wir überlegen uns dann Orte, an denen wir eine angenehme Ruhe, Schwere oder Wärme empfinden. Das kann ein Strand sein, oder die Hängematte in einem Garten. Wir schaffen so innere Bilder, die wir uns in stressigen Situationen vor Augen führen können.“ Auch mit der Formulierung positiver Glaubenssätze sowie der Aufdeckung und Verabschiedung negativer Glaubenssätze beschäftigen sich die Patientinnen und Patienten. Alle Übungen werden anschließend besprochen und reflektiert.

In den Alltag integrieren

Wichtig sei es, die Strategien so zu vermitteln, dass die Kinder und Jugendlichen diese gut in ihren Alltag integrieren und selbstständig anwenden können. Alle Teilnehmenden erhalten daher nach Abschluss der Module eine Entspannungskarte mit Kurzübungen, die sie nach ihrem Klinikaufenthalt mit nach Hause nehmen können.

Sich auf die Entspannungsarbeit einzulassen, fällt den Patientinnen und Patienten anfangs nicht immer leicht: „Oft herrscht zuerst eine gewisse Skepsis. Entspannungsübungen gelten nicht als besonders cool. Sich fallen zu lassen, ist eine große Herausforderung. Aber meist erkennen die Kinder und Jugendlichen, dass sie sich in einem bewertungsfreien Raum befinden und sie für sich wirklich etwas mitnehmen können“, so Christian Baumeister.